Deniz Ohde
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Wir haben sie in Klagenfurt im Jahr 2017 beim 21. Literaturkurs kennen gelernt, die deutsche Schriftstellerin Deniz Ohde, deren Debütroman „Streulicht“ im Herbst 2020 im Suhrkamp Verlag erschienen ist.
Deniz Ohde @ Literaturkurs > Deniz Ohde, Leipzig - Bachmannpreis
Das Foto zeigt die Autorin im Bild ganz links, gemeinsam mit einigen Stipendiat*innen – David Blum, Theresia Töglhofer und Olivia Wenzel – sowie mit den drei Tutor*innen Julia Schoch (Bild Mitte), Ludwig Laher und Annette Hug (im Bild rechts).
Deniz Ohde
Geboren 1988 in Frankfurt am Main, studierte Germanistik in Leipzig, wo sie auch lebt. 2016 war sie Finalistin des 24. open mike und des 10. poet bewegt Literaturwettbewerbs, 2017 Stipendiatin des 21. Klagenfurter Literaturkurses. Für ihren Debütroman Streulicht, der 2020 auf der SPIEGEL-Bestsellerliste und auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises stand, wurde sie mit dem Literaturpreis der Jürgen Ponto-Stiftung und dem aspekte-Literaturpreis ausgezeichnet. 2024 erhielt sie den Georg-Christoph-Lichtenberg-Preis für Literatur.
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Streulicht
„Industrieschnee markiert die Grenzen des Orts, eine feine Säure liegt in der Luft, und hinter der Werksbrücke rauschen die Fertigungshallen, wo der Vater tagein, tagaus Aluminiumbleche beizt. Hier ist die Ich-Erzählerin aufgewachsen, hierher kommt sie zurück, als ihre Kindheitsfreunde heiraten. Und während sie die alten Wege geht, erinnert sie sich: an den Vater und den erblindeten Großvater, die kaum sprachen, die keine Veränderungen wollten und nichts wegwerfen konnten, bis nicht nur der Hausrat, sondern auch die verdrängten Erinnerungen hervorquollen. An die Mutter, deren Freiheitsdrang in der Enge einer westdeutschen Arbeiterwohnung erstickte, bis sie in einem kurzen Aufbegehren die Koffer packte und die Tochter beim trinkenden Vater ließ. An den frühen Schulabbruch und die Anstrengung, im zweiten Anlauf Versäumtes nachzuholen, an die Scham und die Angst – zuerst davor, nicht zu bestehen, dann davor, als Aufsteigerin auf ihren Platz zurückverwiesen zu werden.
Wahrhaftig und einfühlsam erkundet Deniz Ohde in ihrem Debütroman die feinen Unterschiede in unserer Gesellschaft. Satz für Satz spürt sie den Sollbruchstellen im Leben der Erzählerin nach, den Zuschreibungen und Erwartungen an sie als Arbeiterkind, der Kluft zwischen Bildungsversprechen und erfahrener Ungleichheit, der verinnerlichten Abwertung und dem Versuch, sich davon zu befreien. Eine poetische, hellsichtige Milieustudie unserer Zeit.“
Hörprobe zu Streulicht. Audio auf suhrkamp.de
"Ich stelle mich schlafend"
Anfang 2025 erschien im Suhrkamp Verlag Ohdes neuer Roman "Ich stelle mich schlafend".
"Das Haus, in dem Yasemin bis vor kurzem gelebt hat, steht nicht mehr. Von der Wohnung, die sie zuletzt mit ihrem Freund Vito geteilt hat, sind nur Erinnerungen übrig. Die Geschichte der beiden reicht bis in ihre Jugend zurück: Beide wachsen im selben Hochhauskomplex auf, und Yasemin verliebt sich mit dreizehn in den drei Jahre älteren Nachbarn. Ein Sanatoriumsaufenthalt zur Behandlung ihrer Skoliose wird zum Ort mystischer Erfahrungen. Danach geht Yasemin zu Vito auf Distanz. Zu fremd ist ihr der eigene Körper, der nun von einem Korsett gestützt werden muss. Erst zwanzig Jahre später, als die mühsam aufgerichtete Wirbelsäule droht sich wieder zu stauchen, begegnen sie sich erneut. Yasemin hält dieses späte Aufflammen der Jugendliebe für Schicksal. Aber dann zeigt Vito sein Inneres, das bedrohlich ist und leer.
Ich stelle mich schlafend erzählt von männlicher Gewalt gegen Frauen – und die Geschichte einer Befreiung."
Ich stelle mich schlafend. Buch von Deniz Ohde (Suhrkamp Verlag)
YOUTUBE > Deniz Ohde spricht über ihren neuen Roman Ich stelle mich schlafend. Video auf suhrkamp.de
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