Annette Hug

ROBERT MUSIL LITERATUR MUSEUM > Corona beim Wort nehmen >> #klagenfurthältzusammen >> #musilmuseum#closedbutactive#literaturlounge# 19 Annette Hug

Die Schriftstellerin Annette Hug lebt in Zürich und träumt oft von Manila. Dort hat sie studiert, wollte einmal für immer bleiben. Es ist anders
gekommen, aber die politischen Diskussionen und literarischen Positionen auf den Philippinen bleiben eine wichtige Referenz. Sie sind für Hug eine zweite intellektuelle Heimat geblieben.

Im Jahr 2017 war Annette Hug im Rahmen des Shanghai Writing Program in China, gemeinsam mit der spanischen Autorin und Journalistin Vanessa Montfort und dem bulgarischen Schriftsteller Vladimir Poleganov.. ThePaper.cn hat darüber berichtet:

Annette Hug – Immer wieder fremd werden. Ein Portrait in Schanghai:

Annette HUG

geboren 1970 in der Schweiz, hat in Zürich und Manila Geschichte und Women and Development Studies studiert. Nach Tätigkeiten als Dozentin und Gewerkschaftssekretärin lebt sie heute als freie Autorin in Zürich. Im Jahr 2000 war Annette Hug Stipendiatin des Klagenfurter Literaturkurses. Seit dem Jahr 2017 ist Hug eine der drei Tutor*innen des Literaturkurses.

„Wilhelm Tell in Manila“ ist ihr dritter Roman. Die Autorin hat für dieses Buch den Schweizer Literaturpreis des Schweizer Bundesamtes für Kultur 2017 erhalten.

Schweizer Literaturpreis des Schweizer Bundesamtes für Kultur 2017

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Im Mittelpunkt des Romans steht die historische Figur des José Rizal (1861 BIS 1896). Der Freiheitskämpfer, Schriftsteller und Arzt Jose Rizal kritisierte in seinen Büchern die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse auf den Philippinen, die damals spanische Kolonien waren.

Über den Roman

„Wilhelm Tell in Manila“
Weil José Rizal in Madrid mit liberalen Ideen hervorgetreten ist, warnt sein Bruder vor der Heimkehr nach Manila. Er empfiehlt die sichere Existenz in Deutschland. Aber er könne etwas für sein Volk tun: In Heidelberg und Leipzig übersetzt Rizal den »Wilhelm Tell« von Friedrich Schiller in seine Muttersprache Tagalog. Die Landschaft verschiebt sich: Auf einer tropischen Insel erheben sich die Alpen. Aus Protest gegen die Untaten Gesslers, gegen die Intriganz der katholischen Kirche werden diese Berge als Vulkane ausbrechen. Am Vierwaldstättermeer kämpfen eingeborene Bauern gegen fremde Vögte, gegen Arbeit in Knechtschaft.

Rizals Aufenthalt in Deutschland wird zu einer Reise des Übersetzens. Die Fortbildung in Augenheilkunde an der Heidelberger Klinik, seine Begegnungen mit studentischen Burschenschaften oder Kneipenmädel, seine Gespräche mit Philologen in Berlin oder einem Pfarrer im Odenwald – all dies Neue und Fremde wird verglichen mit der Heimat. Worte müssen gefunden werden in Tagalog, oder Analogien gebildet, wenn die Sachen nicht von einem Ort an den anderen verpflanzt werden können. Übersetzen wird zu einer Arbeit der Hoffnung, dass der Aufstand gegen die Kolonialherren kommt, und zur Entdeckung der Angst, dass Gewalt jede Ordnung vernichtet.

Der historische José Rizal kehrt heim. Der Aufstand findet statt. Rizal wird 1896 in Manila wegen Anstiftung zur Rebellion und zum Verrat verurteilt und hingerichtet.

Der Roman verwebt Rizals Reisen, seine Begegnungen in Madrid, Paris, Heidelberg, Leipzig und seine Erinnerungen an die philippinische Heimat mit der Geschichte des Schweizer Freiheitshelden Tell, in der Version Schillers und in der Rizals. Dichtung und Dokument werden von Sprache zu Sprache flüssig, eine Flut.



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