"In einer österreichischen Stadt"

 Porträt  (c) Jef Aérosol

Ingeborg Bachmann (1926-1973)

Ihre Erzählung "Jugend in einer österreichischen Stadt" sei, so Ingeborg Bachmann, keine autobiographische Geschichte, obwohl die Stadt K. Klagenfurt ist. Aber wohl jeder, der mit Bachmanns Biographie und der Topographie Klagenfurts vertraut sei, werde - so Klaus Amann, der Leiter des Robert Musil-Instituts für Literaturforschung - deshalb auch nicht zögern, Bachmanns Erzählung "Jugend in einer österreichischen Stadt" als Bruchstück ihrer Autobiographie zu lesen.

Das Museum kann deshalb auch zum Ausgangspunkt einer individuellen Suche nach den Spuren werden, die Ingeborg Bachmann "in einer österreichischen Stadt" hinterlassen hat. Den vielfältigen Beziehungen der Autorin zu ihrer Heimatstadt ist ebenfalls ein eigener Raum gewidmet. Der Bachmann-Raum kann gleichsam als zentraler Punkt eines Netzes von Orten und Schauplätzen verstanden werden, das sich über die ganze Stadt spannt. Dieses Netz reicht vom Wörther See im Westen Klagenfurts, der auf jenen drei Wegen erreichbar ist, die von Ingeborg Bachmann beschrieben wurden, bis zum Friedhof in Annabichl, wo sich die Grabstätte der Autorin befindet. Der Bachmann-Raum "verweist" auf "Ausstellungsstücke" in der Stadt. Den Besucherinnen und Besuchern des Literaturmuseums steht deshalb auch ein Folder für eine eigenständige Spurensuche zur Verfügung.

Der schriftliche Nachlaß Ingeborg Bachmanns befindet sich - wie der Robert Musils - in der Handschriften-, Autographen- und Nachlaß-Sammlung der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien.

Ein kurzer Blick in die Dauerausstellung des Literaturmuseums zum Thema

 

"Ingeborg Bachmann und Klagenfurt"

1926 Ingeborg Bachmann wird am 25. Juni in Klagenfurt geboren. Sie ist das erste Kind von Olga (geb. Haas) und Mathias Bachmann. Die Mutter ist eine gebürtige Niederösterreicherin. Der Vater stammt aus einer protestantischen Bauernfamilie in Obervellach bei Hermagor und arbeitet als Lehrer.

austellung

Blick auf die Vitrine mit Kindheitsfotos

1928 Die Schwester Isolde [Moser] kommt zur Welt, 1939 wird der Bruder Heinz geboren. Die Familie wohnt bis 1933 in der Durchlaßstraße Nr. 5 (heute Nr. 35). In dem Mietshaus in der Durchlaßstraße müssen die Kinder die Schuhe ausziehen und in Strümpfen spielen, weil sie über dem Hausherrn wohnen (Ingeborg Bachmann: "Jugend in einer österreichischen Stadt", S. 85).

1932-1938 Ingeborg Bachmann besucht die Volksschule und das Bundesrealgymnasium in Klagenfurt.

Im Jahr 1933 übersiedelt die Familie Bachmann in ein Haus in der Henselstraße am Fuße des Kreuzbergls, das noch im Familienbesitz steht. Ingeborg Bachmann lebte hier bis zum Jahr 1945. In ihrer, in den Jahren 1956 und 1957 entstandenen, Erzählung Jugend in einer österreichischen Stadt "gibt" Ingeborg Bachmann den Leserinnen und Lesern auch das zweite Wohnhaus "preis": Eines Tages ziehen die Kinder um in die Henselstraße. In ein Haus ohne Hausherr, in eine Siedlung, die unter Hypotheken zahm und engherzig ausgekrochen ist.

1938-1944 Nach dem sogenannten "Anschluß" Österreichs an das Dritte Reich besucht Ingeborg Bachmann die staatliche "Oberschule für Mädchen" in der Ursulinengasse. Der "Anschluß" ist ein tiefer Einschnitt im Leben von Ingeborg Bachmann. Später sagt sie in einem Interview: "Es hat einen Moment gegeben, der hat meine Kindheit zertrümmert. Der Einmarsch von Hitlers Truppen in Klagenfurt..."

Ingeborg Bachmann - Biographisches